News-Ticker
•UDO JÜRGENS: Meilenstein „Lieder, die auf Reisen gehen“ nun digital verfügbar•CHRISTIAN JÄHRIG: VÖ-Datum seines Albums steht fest!•Musical „Geist der Weihnacht“ erstes Stück nach SEMMEL-Übernahme des Metrnom-Theaters•TIM PETERS: „Krass!“ – er hat es nicht in die Top-100 geschafft!•DANIELA ALFINITO: Neue Single „Meteor“ kommt morgen
- Stephan Imming
- 28/11/2024
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Inhaltsverzeichnis
UDO JÜRGENS: Reihe der digitalen Wiederveröffentlichungen wird mit „Lieder, die auf Reisen gehen“ fortgesetzt
Auch wenn wir es ausgesprochen schade finden, dass in der gut 40-jährigen CD-Geschichte es bis heute nicht möglich war, das bemerkenswerte Album als physische CD zu veröffentlichen, darf man sich als Freund der Musik von UDO JÜRGENS dennoch freuen, dass nun endlich auch das von JOACHIM HEIDER produzierte Album „Lieder, die auf Reisen gehen“ digital verfügbar ist. Damit sind für unkritische Geister zwei ganz wesentliche Punkte des UDO-Umfelds erfüllt: Das Album wurde offensichtlich „kuratiert“ und das CD-Cover ist „verfügbar“ – damit sind zumindest die Fans, die eh „alles toll“ finden, sicher begeistert.
Erste LP nach dem Umzug in die Schweiz
Das Album „Lieder, die auf Reisen gehen“ erschien zum Jahresende 1977. Das war eine bemerkenswerte Zeit in der Karriere von UDO JÜRGENS. Der ging zuvor seit 1963 mit seinem Manager HANS R. BEIERLEIN durch Dick und Dünn. Sicher hat es da auch mal „gekracht“, aber zumindest nach unserem Eindruck galt für den Künstler immer, dass es wichtig ist, dass er sich auf seine Musik und seine Kunst konzentrieren konnte. Und das war 1977 schwer möglich – wegen einer Diskussion rund um Steuerzahlungen. In diesem Zusammenhang kam es zum Bruch mit BEIERLEIN.
Neuer Manager: FREDDY BURGER
Eigentlich eine folgerichtige Entscheidung: Wenn sich Österreich und Deutschland darum streiten, wer die Millionen bekommt, entscheidet sich UDO eben für die Schweiz – seit 1977 hatte er dort seinen Wohnsitz und war fortan demzufolge dort nach unserer Kenntnis auch steuerlich ansässig. Der neue Manager wurde ein Schweizer: FREDDY BURGER leitete in den folgenden 37 Jahren bis zum Tod von UDO JÜRGENS dessen Management-Geschicke und war damit maßgeblich an der Karriere von UDO beteiligt. Ihn weder in der Doku noch in der TV-Show NICHT mal zu erwähnen, sagt schon einiges aus über die „Premium-Qualität“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Erstes Album unter neuem Management
Auch wenn damals viel im Wandel war: Zum Glück war der Name des Produzenten der, der mit UDO einige der besten Produktionen ever erstellt hat: JOACHIM HEIDER ist eben eine Legende, die zurecht in der letzten GIOVANNI-ZARRELLA-Show gefeiert wurde. Das Album entstand (bezogen auf die Stimme von UDO) in den Mountain-Studios in Montreux (Schweiz) – dort haben zuvor u. a. die ROLLING STONES und DAVID BOWIE produziert. Laut eines Zeitungsartikels wurden damals nicht weniger als 22 Songs produziert. Dort ist auch die Rede davon, dass sich UDO mit diesem Album „frei und ungebunden“ gefühlt habe – vielleicht erklärt auch das die Qualität des Albums.
Album-Präsentation am 26.10.1977
Im Beisein von ca. 70 Medienvertretern wurde „Lieder, die auf Reisen gehen“ am 26.10.1977 den geneigten Fachleuten im Hotel Nova Park in Zürich vorgestellt. Die Lieder wurden in einer von MANFRED BOCKELMANN gestalteten Dia-Tonbildschau bildlich umgesetzt. Außer FRED JAY waren damals alle Textdichter angereist: Haupttextdichter WOLFGANG HOFER, IRMA HOLDER, WALTER LEISSLE und HANS GREINER.
Duett mit JUDY CHEEKS
Ebenfalls zu Gast bei der LP-Präsentation: JUDY CHEEKS, die mit UDO JÜRGENS den bemerkenswerten Song „Einmal, wenn du gehst“ interpretierte. Der Song wurde auch als Single ausgekoppelt – im Sinne von „Udo 90“ – da ist zwar alles „kuratiert“, aber so genau nahm man es da ja nicht – mit anderen Worten war das Lied in Deutschland eine B-Seite – von der Single „Boogie Woogie Baby“. (Man hat das dann anders gedreht, weil der Song in Holland eine A-Seite war). JUDY lernte UDO übrigens bei der Produktion des Musicals „Tell“ kennen – Details dazu können HIERnachgelesen werden.
Die legendäre FRANCOISE HARDY hat den Song in einer völlig anderen, aber sehr interessanten Version im Jahr 1969, als auch UDO den Titel erstmals veröffentlichte, aufgenommen. Die Version im Duett mit JUDY CHEEKS kommt balladesker daher, anno 1996 griff UDO den Song dann noch mal auf – für sein Album „Gestern – Heute – Morgen“.
WALTER SPARBIER bringt Sack mit Schallplatten mit
Witzige Idee für schöne Fotomotive: Der damals (wie heute) wohl bekannteste Briefträger Deutschlands WALTER SPARBIER gab sich bei der LP-Vorstellung die Ehre und übergab einem Schweizer Postboten einen Postsack mit Schallplatten, deren Empfänger die Anwesenden in Zürich damals waren. Damals ließ man sich noch etwas einfallen.
Vertragsverlängerung mit Ariola
Am Abend der Albumpräsentation wurde dann auch die Vertragsverlängerung mit Ariola „eingetütet“ – daran war FREDDY BURGER natürlich maßgeblich beteiligt. Dieser Sachverhalt ist aber in der ARD-„Doku“ vermutlich keine Erwähnung wert. Na Hauptsache, die Ehefrau erinnert sich an Dinge, die viele Jahrzehnte zurückliegen und an die man sich zuvor nicht erinnern konnte…
BRAVO ist angetan
Die BRAVO schrieb damals:
UDO JÜRGENS bleibt aus einer neuen LP einem alten Grundsatz treu: für jeden etwas. Und so bringt sein neues Album neben romantischen Songs wie „Lieder, die auf Reisen gehen“ auch Rock-Titel wie „Mit 66 Jahren“ und das bereits als Single veröffentlichte „Boogie Woogie Baby“. Sehr stark auch „Einmal, wenn du gehst“, wo UDO mit der heißen Sängerin JUDY CHEEKS im Duett singt.
Nicht in den Charts
Leider hat es das bemerkenswerte Album NICHT in die deutschen Charts geschafft. Gut möglich, dass das an der mangelnden Promotion lag. UDO hat sich dazu entschieden, erst 1978 wieder deutschen Boden zu betreten, weil er 1977 schon 105 Tage in Deutschland war. Er hätte zwar über 180 Tage sich in Deutschland aufhalten dürfen, aber laut seiner Aussage hätte ein einzelner Beamter dann die Entscheidungsgewalt, wann sein Arbeitsjahr beginne – da wollte er verständlicherweise nichts riskieren. Immerhin: Die Singles „Boogie Woogie Baby“ (bezogen auf deutschsprachige Single-Charts) und insbesondere „Mit 66 Jahren“ wurden kommerzielle Erfolge.
„Gewohnt, in Stress-Situationen zu arbeiten“
Der Musikmarkt interviewte UDO zur Veröffentlichung des Albums. UDO sagte damals, dass „Lieder, die auf Reisen gehen“ zu seinen bis dato besten Arbeiten zähle (- das hat er dann allerdings immer wieder so oder ähnlich zu aktuellen Produkten kundgetan -) und stellte klar:
Ich bin es gewohnt, in Stress-Situationen zu arbeiten. Natürlich haben mich alle die auftauchenden Probleme belastet, doch ich habe einfach das getan, das ich immer mache, wenn ich Probleme habe. Ich bin geflüchtet – zum Klavier hin. Manchmal bis zu fünfzehn Stunden am Tag. Mit den Liedern, die ich komponierte, hätte ich drei Langspielplatten füllen können.
Hohes produktionstechnisches Niveau
Immerhin einige Fans (zumindest die, die nicht auf „Kuratierungen“ schwören und „dankbar“ für die drölfte lieblos gemachte Best Of sind) wissen das weit überdurchschnittliche Niveau der JOACHIM-HEIDER-Produktionen zu schätzen. Spannend – auch dazu, also zur Produktionstechnik – hat sich UDO damals geäußert in Bezug auf „Lieder, die auf Reisen gehen“:
Wir haben keine Mühen gescheut, um ein Klangbild zu erreichen, das höchstem internationalem Standard entspricht. Ich bitte, mir diese Worte nicht als Größenwahn auszulegen. Ich meine damit nicht mein ‚Genie‘ im Ersinnen von Melodien, sondern die ungeheure Sorgfalt, mit der im Studio getüftelt wurde.
UDO spielte auf dem Album einen Steinway-Flügel. Folgende Musiker waren beteiligt:
- Schlagzeug: TOM HOLM JUN.
- Gitarre: THOMAS SCHIEDEL
- Bass: MICHAEL BAHNER
- Gitarre: WILFRIED „ELVIS“ GRÜNBERG
- Keyboards: JÜRGEN KNIEPER
Bei UDOs Aufnahmen in Montreux war „DAVE“ der Toningenieur, bei den in Berlin erstellten Instrumentalaufnahmen ein Name, der später noch eine große Rolle spielen würde: PETER WAGNER.
Meisterhaftes Cover
Das außergewöhnliche Cover-Artwork stammt von UDOs Bruder MANFRED BOCKELMANN, der die Fotos des Albums geschossen hat.
Zuckerl für HANS R. BEIERLEIN
Spannend: Zwei Songs sind auf dem Album, die von „Montana“ (und damit von BEIERLEIN) verlegt wurden: „Einmal, wenn du gehst“ und eine Neuaufnahme von „Sag mir wie“. Daraufhin befragt, sagte UDO damals:
Es ist wirklich eine Geste, weil ich ja weiß, was ich im verdanke. Ich dachte, dass er vielleicht daran erkennt, dass es keinen Sinn hat, Amok zu laufen. Vielleicht kann man Frieden schließen. Die letzten Ereignisse haben leider das Gegenteil bewiesen.
Lied für Ehefrau PANJA: „Ein kleines Dankeschön“
Einer der Songs auf dem Album ist „Ein kleines Dankeschön“, das UDO seiner Frau PANJA gewidmet hat. Zu diesem Song sagte Udo damals:
Wir haben ein hervorragendes Verhältnis, was aber nichts daran ändert, dass wir eine Absprache haben, dass wir getrennt zusammen oder zusammen getrennt leben. Je nachdem, wie man es sehen möchte. Das „Dankeschön“ kommt vom Herzen – vor allem, weil PANJA während der höllischen und turbulenten letzten Monate keine Sekunde lang Zweifel offen ließ, auf welcher Seite sie stehen würde.
PANJAs „kleines Dankeschön“ an UDO (posthum) sind heutzutage dann Statements, wie man sie u. a. HIER nachlesen kann.
Erste Single des Albums: „Boogie Woogie Baby“
Zweite Single: „Mit 66 Jahren“
Tracklist
- Lieder, die auf Reisen gehen
- Mit 66 Jahren
- Damals wollt ich erwachsen sein
- Eine 5 minus
- Ein kleines Dankeschön
- Noch drei Minuten
- Mr. Einsamkeit
- Boogie Woogie Baby
- Donnerstag
- Einmal, wenn du gehst (Duett mit JUDY CHEEKS)
- Sag mir wie (Neuaufnahme)
- Mr. Einsamkeit (Reprise)
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Stephan Imming, ein lebenslanger Schlagerenthusiast, war von Sendungen wie der ZDF-Hitparade und der engagierten Präsentation von Dieter Thomas Heck beeindruckt. Schon früh engagierte er sich im Schlagergeschehen, leistete Beiträge in WDR-Sendungen und ließ sich von der redaktionellen Arbeit von Günter Krenz inspirieren. Nach Tätigkeiten für Schlagerportale wie smago.de und schlager.de gründete er 2018 das kritische Portal schlagerprofis.de. Unterstützt von einem engagierten Team, legt er Wert auf gut recherchierte und unabhängige Inhalte.
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